Schreiben vs. Tippen

Bleiben wir noch kurz beim unten bereits angerissenen Thema der, innerhalb der Bildungslandschaft, immer mehr Raum einnehmenden Digitalisierung: Unsere neuen Kerncurricula lassen sie vermehrt in die Kompetenzvorgaben einfließen, die Werbewirtschaft bietet Schulen zunehmend Versuchsprojekte mit digitalen Medien an, diverse Verbände fordern bereits Grundschulen auf mit Kindern zu programmieren bzw. schon in Klasse 1 an Tastaturen zu tippen, manche Schulen sind bereits stolz sich eine „Schule ohne Bücher“ nennen zu können und lassen digitale Medien den Schulalltag übernehmen.

Lassen wir an dieser Stelle Dr. Marienela Diaz Meyer kurz zu Wort kommen, welche das Schreibmotorik Institut (in der Nähe von Nürnberg) führt. Das Schreiben mit der Hand ist keine veraltete Kulturtechnik, die mit der voranschreitenden Digitalisierung irgendwann überflüssig sein wird, so die Schreibforscherin, sondern ebenso wichtig wie das Lesen und die Rechtschreibung – am Ende unterstützt es sogar beides! Handschreiben ist ein komplexer Vorgang, bei dem 12 verschiedene Hirnbereiche aktiv sind, alleine über 30 Muskeln und 17 Gelenke müssen koordiniert werden.

Ferner sei nachgewiesen, dass Kinder sich per Hand geschriebene Buchstaben besser merken können, v.a. weil sie diese individualisieren können – beim Tippen auf Tastaturen sei dagegen die Bewegung als auch der Buchstabe immer gleich. Frau Dr. Diaz Meyer gibt in einem Bildungsblatt des Friedrich Verlags zudem an, dass sich eine Handschrift positiv auf Merkfähigkeit, Wahrnehmung und Kreativität auswirkt.

Je besser dabei eine Handschrift erlernt wird, um so besser könnten in der Folge auch Schreibprodukte gelingen, da ein möglichst automatisiertes Schreiben das Arbeitsgedächtnis entlastet und das Gehirn des Schreibenden besser nachdenken kann, „was“ es schreiben will/muss.

Nach der diesjährigen STEP-Studie, die sich mit dem Handschreiben beschäftigt, sind jedoch nur noch 18% aller Grundschullehrkräfte mit den Handschriften ihrer Schüler zufrieden! (Im Sek I – Bereich sind es nur noch 4%!) 37% der Grundschüler hätten nach Klasse 4 keine leserliche und flüssige Handschrift. Nach Aussagen der Studie sind 40% der Sek I – Schüler nicht mehr in der Lage, länger als 30 Minuten „beschwerdefrei“ zu schreiben. Die Experten empfehlen insofern, motorisch eintönige Aktivitäten wie „Zocken“ und „Tippen“ zu reduzieren und stattdessen feinmotorische Tätigkeiten wie Basteln, Malen, Zeichnen, Kochen, Bauen und Schreiben zu fördern! Dies gelte insbesondere für Jungen, welche laut STEP-Studie stetig größere Probleme mit dem Handschreiben haben.

Also, liebe Eltern – auch dieses Jahr die Wunschzettel per Hand schreiben lassen und lassen sie ruhig extrem viele Wünsche zu… um so mehr schreibt ihr Kind! 🙂